Geschichte

Ein Salzwedeler Original! In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich in Salzwedel ein als „Baumkuchen“ bezeichnetes Feingebäck. Mehrere Konditoren produzierten dieses Gebäck. Zeitgenössische Aufzeichnungen aus Salzwedel gibt es nicht, was mit Geheimhaltung von Rezeptur und Backtechnologie erklärt werden kann. Aus Sekundärveröffentlichungen geht hervor, dass 1841 bei der Huldigungsreise von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in die Altmark dieses Gebäck erstmals auf einer königlichen Tafel gestanden haben soll.1843 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Salzwedeler Baumkuchen. König Friedrich Wilhelm IV. war erneut Gast in Salzwedel und auf der Tafel befand sich Baumkuchen. Das Gebäck schmeckte ihm so gut, dass er befahl, den Rest des Baumkuchens in seinen Reisewagen einzulegen.

Baumkuchen_mit_Foto_und_Walze.jpg

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben eine Vielzahl von Bäckern und Konditoren wie Beckmann, Engelke, Schernikow und Schilling in Salzwedel Baumkuchen hergestellt. 1865 wurde A.F. Schernikow zum königlichen Hoflieferanten ernannt. Das Herstellungsverfahren war in allen Unternehmen einheitlich: Baumkuchen ist ein Schichtgebäck, wird am offenen Feuer gebacken und die Masse Schicht für Schicht mittels Kelle auf einen rotierenden Spieß aufgetragen. Das gleiche betraf die Hauptbestandteile der Rezeptur. Zunehmend wurde Salzwedeler Baumkuchen versandt, allein im Unternehmen E. Schernikow wurden Anfang des 20. Jahrhunderts jeweils im Dezember bis zu 10.000 Baumkuchen produziert und vorwiegend versandt.


In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgte ein Zusammenschluss der Baumkuchenproduzenten. Im Jahre 1920 wurde das Unternehmen A.F. Schernikow und 1928 das Unternehmen Erste Salzwedeler Baumkuchenfabrik E. Schernikow von der Firma Fritz Kruse aufgekauft. Unter dem Namen Vereinigte Salzwedeler Baumkuchenfabriken war die gesamte Salzwedeler Baumkuchenbäckerei in einer Hand vereinigt. Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges wurde weiterhin in großem Umfang Baumkuchen produziert und verschickt. Nach 1939 kam die Produktion weitgehend zum Erliegen.

Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich langsam wieder eine Baumkuchenproduktion. 1958 wurden die Vereinigten Salzwedeler Baumkuchenfabriken enteignet. Die Handelsketten KONSUM und HO übernahmen die Produktionsstätten und produzierten weiter. In den 80er Jahren existierten folgende Hersteller: KONSUM Baumkuchenbäckerei Salzwedel, VEB Nahrungsmittel Salzwedel (ehemals HO), PGH Bäcker und Konditoren Salzwedel (ehemals selbständige Bäcker). Bis auf die Tatsache, dass wegen Rohstoffknappheit z.T. Butter durch Margarine ersetzt und in der KONSUM Baumkuchenbäckerei bei der Herstellung auch das Tauchverfahren angewandt wurde, änderte sich nichts an der Rezeptur und der Herstellungsweise. Zunehmend wurde wie schon früher für den Export gebacken, unter dem Begriff Salzwedeler Baumkuchen gingen Jahr für Jahr Zehntausende dieser Produkte vorzugsweise in das westliche Ausland.

Baumkuchen_mit_Kindern.jpg

Mit der Wiedervereinigung bildete sich aus dem VEB-Betrieb die Salzwedeler Baumkuchen GmbH und aus dem KONSUM über die Firma MIDEU Mitteldeutsche Backwarenbetriebe GmbH die Salzwedeler Baumkuchenbetriebe Bosse GmbH. Die PGH ging in die Liquidation. Wiedergegründet wurde die 1. Salzwedeler Baumkuchenfabrik.